Sicherlich hat jeder von uns in den Medien mitverfolgt, dass der Bedarf an LKW - Fahrern von Jahr zu Jahr steigt. Doch lohnt sich der Einstieg als Fahrer? oder soll ich doch nach der Schule "etwas mit Computer machen"? Diese Frage haben wir uns auch gestellt und haben uns den aktuellen Arbeitsmarkt des Berufskraftfahrers angesehen.
Das Verhältnis von Berufskraftfahrern (Schlüssel 5212 der Agentur für Arbeit) zu den ausgeschriebenen Stellen (Ohne Personaldienstleistungen) schwankt vom Wohnort:
Während in Hamburg im Jahr 2020 auf 109 zu besetzende Stellen 548 Bewerber fallen, deutet das auf eine Verteilung von leicht über 5 Bewerber auf eine Stelle hin.
Etwas größer lag im Jahr 2020 die Verteilung in Berlin, auf 166 Stellen stehen 1048 mögliche Kandidaten. Das Verhältnis beträgt demnach aufgerundet etwa 7 Fahrer auf eine Stelle.
Anders sieht die Lage außerhalb der Ballungszentren aus: In Zwickau z.B. fallen auf 60 Stellen 49 Kandidaten. Rein rechnerisch kann sich der Fahrer also aussuchen, wo er arbeiten möchte.
Sicherlich - wenn man die Qual der Wahl hat - steht man vor der Entscheidung, welcher Job Zukunftsperspektive hat. Zurecht stellt man sich die Frage:
"Lohnt es sich überhaupt noch, als LKW - Fahrer zu arbeiten?"
Unsere Einschätzung: Auf jeden Fall!
Mittlerweile kommen auf den bei Schulabgängern z.B. beliebten Berufen in der Informatik (Schlüssel 4310) auf 2066 Stellen bundesweit 3553 Bewerber. Es fallen somit zwar theoretisch etwa 2 Bewerber auf eine offene Vakanz, hier geht es allerdings noch weiter in die Tiefe:
Welche Berufserfahrung hat der Kandidat? Für immer mehr Arbeitgeber sind Studienabschlüsse relevant. Als Arbeitnehmer hat man dementsprechend 3 - 5 Jahre Minimum Gehaltsverzicht, nach Studium erfolgt bei eigener Studienfinanzierung eine BAföG Rückzahlung und - man darf es nicht vergessen - während der Studienzeit hat man keine Rente eingezahlt. So startet der Berufsanfänger mit hochgerechnet etwa 25 Jahren. Berufskraftfahrer benötigen kein Studium, der Führerschein Klasse CE ist mit einem Alter von 18 Jahren zu erwerben.
Basierend auf dem Durchschnittslohn aus unserem Artikel Berufskraftfahrer Gehalt - Was verdient ein LKW Fahrer? vom 07.07.2021 setzen wir ein Bruttogehalt von monatlich 2.800 Euro (inkl. Zuschläge an). Im Jahr liegen wir dann bei 33.600 Euro.
Angenommen, der Fahrer startet mit 21 Jahren, so haben wir in 4 Jahren (wenn wir 25 sind) bereits 134.400 Euro Brutto verdient. Ein Hochschulabsolvent ist dann gerade mit seiner Ausbildung fertig. Vielleicht sucht er noch nach einem Praktikum (Trainee), somit gehen im Durchschnitt weitere 18 Monate ins Land, wo immer noch keine Festeinstellung und somit ein ordentliches Gehalt angefallen ist.
Laut Tagesschau fehlen mittlerweile auch um die 80.000 LKW Fahrer im Fernverkehr. Aufgrund der Differenz von in Rente gehenden Fahrern von ca. 30.000 und im Zuge dessen nur halb so viel kommenden Nachwuchskräften wird die Lücke immer größer. Das hat natürlich auch Nebenwirkungen auf das Gehalt: In England sind schon Stellengesuche mit einem Bruttojahresgehalt von etwa 63.000 Euro aufgetaucht.
Für ein über 60.000 Euro hohes Bruttojahresgehalt bedarf es in Deutschland schon einer mehrjährigen Berufserfahrung in einem gesuchten Bereich (z.B. MINT - Fächer) sowie Hochschulabschluss. Es ist eine Frage der Zeit, wann solche Angebote auch hier bei uns in Deutschland auftauchen. Möglich wäre das.
Mit unseren interessanten Beispielen lässt sich erkennen, dass der Job des LKW - Fahrers doch eine interessante Alternative - auch zukünftig mit den Gehaltsaussichten - zu den beliebtesten Jobs darstellt. Eine Ausbildung dauert überschaubar lang. Das Risiko ist kalkulierbar und der Job abwechslungsreich: Eine echte Alternative für Menschen, die etwas von der Welt sehen möchten. Wer weis, wie lange uns noch Corona begleitet? Viele Menschen aus dem kaufmännischen Bereich sind im Homeoffice. Der LKW - Fahrer nimmt am gesellschaftlichen Leben teil.
Mehr zur Statistik der Arbeitsagentur finden Sie unter
Der Bericht in der Tagesschau ist zu finden unter
Weiterer interessanter Artikel zu aktuellen England - Situation: